Mai 2023
Talent Trends
Deutschland
Talent Trends
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Datengestützte Einblicke zu Trends und Veränderungen in der Arbeitswelt
In diesem Report analysieren wir datengestützte Einblicke aus dem LinkedIn Economic Graph und unserer Mitglieder-Community und gehen der Frage nach, wie sich Trends auf dem Arbeitsmarkt auf Kandidat:innen, Mitarbeiter:innen und den Arbeitsplatz an sich auswirken.
Trends bei der Personalgewinnung
Unternehmen weltweit stellen weiterhin weniger Personal ein
Unternehmen weltweit stellen weiterhin weniger Personal ein
Eine Stichprobe ergab, dass die Einstellungsrate im vergangenen Jahr in 17 Ländern gesunken ist. In Deutschland und der Schweiz ist sie deutlich zurückgegangen, jedoch nicht so stark wie in anderen wichtigen Märkten.
Entwicklung der Einstellungsrate zwischen März 2022 und März 2023:(1)
Während die Einstellungsrate vielerorts zurückgegangen ist, nimmt die interne Mobilität in einigen Branchen zu
Im vergangenen Jahr ist die interne Mobilität in 16 der 19 Branchen, die wir weltweit untersucht haben, gestiegen (durch Beförderungen und interne Jobwechsel):(2)
Das sagt Karin Kimbrough, Chief Economist, LinkedIn
Wir gehen davon aus, dass sich die Arbeitsmärkte im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung weiter ausbalancieren werden. Dadurch gewinnen Unternehmen wieder mehr Verhandlungsmacht gegenüber Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig bleiben die Arbeitsmärkte in vielen Ländern und Branchen im Vergleich zu vor der Pandemie angespannt. Das macht diese Zeit so besonders.
Unsere neuen Insights zur internen Mobilität sind ein positives Zeichen – und sie sind wegweisend für die Zukunft. Wie wir im letzten Talent Trends Bericht gesehen haben, fördert interne Mobilität die Personalbindung. Und trotz des derzeitigen Einstellungsrückgangs rechne ich angesichts der aktuellen Informationen damit, dass die Personalfrage Unternehmen auch in Zukunft grundlegend beschäftigen wird: Wie gewinnen wir Kandidat:innen mit den passenden Kompetenzen, wie halten wir sie und wie bilden wir sie weiter?
Karin Kimbrough rät Personalverantwortlichen:
Eine Lösung, mit den fortlaufenden Unsicherheiten und Veränderungen umzugehen, besteht in effizienteren und im Sinne von Chancengleichheit ausgewogeneren Arbeitsmärkten. Das erreichen wir, indem wir Unternehmen helfen, die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt zu stellen.
Personalverantwortlichen kommt hierbei eine führende Rolle zu: Sie schaffen Stellen auf Basis von Kompetenzen, entwickeln kompetenzbasierte Strategien für die Personalgewinnung und -planung und unterstützen Beschäftigte dabei, Kompetenzen aufzubauen, die ihr Unternehmen in Zukunft benötigt.
Trends bei der internen Mobilität
Mitarbeiter:innen in Deutschland ziehen eher einen Arbeitgeberwechsel als einen internen Stellenwechsel in Betracht
Obwohl die interne Mobilität in einigen Ländern zunimmt, gibt es in Deutschland viele Beschäftigte, die interne Stellenwechsel noch nicht genug in Betracht ziehen. Unserem Workforce Confidence Index zufolge überlegen Mitarbeiter:innen in Deutschland 4,9-mal so häufig, den Arbeitgeber zu wechseln, als intern eine neue Stelle anzutreten.(3)
Wer profitiert also von interner Mobilität? – Führungskräfte und die Gen X
Eine Analyse von LinkedIn Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die innerhalb der vergangenen 12 Monate intern den Job gewechselt haben, ergab Folgendes:
Führungskräfte wechseln doppelt so häufig intern die Stelle wie andere Mitarbeiter:innen.
Angehörige der Generation X wechseln am häufigsten intern die Stelle, während die Generation Z die geringste interne Mobilität aufweist.(4)
Das sagt Linda Jingfang Cai, VP Talent Development, LinkedIn
Bei gleicher Ausgangssituation (z. B. Unternehmenskultur, flexible Arbeitsmodelle) bevorzugen Mitarbeiter:innen externe Stellenwechsel gegenüber internen – und zwar aus zwei Gründen: Externe Jobangebote sind einfacher zu finden, und sie bieten häufig die Möglichkeit auf ein höheres Gehalt. Aber selbst wenn interne Stellenwechsel eine Option für Mitarbeiter:innen sind, werden sie häufig von holperigen Auswahlprozessen abgeschreckt. Zudem ist es für sie schwierig zu beweisen, dass sie über übertragbare Kompetenzen verfügen. Hinzu kommt, dass Arbeitgeber Mitarbeiter:innen, die intern wechseln, häufig nicht das gleiche Gehalt zahlen wie externen Neueinstellungen.
Derzeit legen Arbeitgeber mehr Wert auf Erfahrung als auf Kompetenzen. Das zeigt sich vor allem bei den Beschäftigten, die von interner Mobilität profitieren – d. h. bei Führungskräften und Angehörigen der Gen X. Beide Gruppen verfügen über sehr viel Berufserfahrung. Für uns Personalverantwortliche heißt das: Wir sollten uns weniger auf die Erfahrung konzentrieren und stattdessen die Kompetenzen der Mitarbeiter:innen in den Fokus rücken. Wir müssen dafür sorgen, dass Unternehmen Kompetenzen leichter bewerten und Kandidat:innen diese leichter unter Beweis stellen können. Und wir müssen Gehaltsmodelle entwickeln, die Mitarbeiter:innen auf Basis ihrer Kompetenzen entlohnen. So machen wir interne Mobilität zu einem Erfolgsfaktor.
Linda Jingfang Cai rät Personalverantwortlichen:
Hinterfragen Sie kritisch, wie Ihr Unternehmen interne Mobilität handhabt: Werden Mitarbeiter:innen zu internen Stellenwechseln ermutigt? Wissen sie, wie sie sich auf interne Stellenausschreibungen bewerben können? Arbeiten die Teams, die für interne Mobilität zuständig sind, effektiv zusammen (z. B. Recruiting und Personalentwicklung)?
Prioritäten der Mitarbeiter:innen
Während des Auf und Abs der vergangenen zwei Jahre haben sich die Prioritäten der Beschäftigten in Deutschland nicht verändert
Trotz eines schwankenden Arbeitsmarktes und wirtschaftlicher Unsicherheit legen Beschäftigte in Deutschland bei der Arbeitgeberwahl nach wie vor auf drei Aspekte besonders großen Wert.
Was Beschäftigten in Deutschland bei der Arbeitgeberwahl am wichtigsten ist – März 2023(5)
Flexibilität
Flexible Arbeitsmodelle (bzgl. Arbeitsort und Arbeitszeit)
Flexibilität
Flexible Arbeitsmodelle (bzgl. Arbeitsort und Arbeitszeit)
Work-Life-Balance
Förderung der Work-Life-Balance durch den Arbeitgeber
Work-Life-Balance
Förderung der Work-Life-Balance durch den Arbeitgeber
Vergütung
Angemessene Vergütung und Leistungen
Vergütung
Angemessene Vergütung und Leistungen
Diese 15 Aspekte waren Beschäftigten in Deutschland in unserer monatlichen Befragung am wichtigsten:(5)
Wirkung
Anspruchsvolle Tätigkeit, die etwas bewirkt
Management
Hilfsbereite direkte Vorgesetzte, die ihre Mitarbeiter:innen unterstützen
Sicherheit
Arbeitsplatzsicherheit
Innovationsfähigkeit
Möglichkeit der Mitarbeit an innovativen Projekten
Führungskompetenz
Klare Zielvorgaben und Führung durch die oberste Geschäftsleitung
Weiterbildung
Möglichkeiten, neue Kompetenzen zu erwerben
Kultur
Eine kooperative Unternehmenskultur
Zufriedenheit
Zufriedene, motivierte Beschäftigte
Aufstiegschancen
Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens
Unternehmensziel
Übereinstimmung der Unternehmenswerte mit ihren eigenen
Diversität
Integratives Arbeitsumfeld für Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten und Begabungen
Personal
Hoch talentierte Beschäftigte
Die Prioritäten der Beschäftigten in Branchen, die sich derzeit im Umbruch befinden oder sich langsam wieder erholen, haben sich weltweit verschoben.
Krankenhäuser und
Gesundheitswesen
Eine zunehmende Konzentration auf die drei wichtigsten Werte zeigt, dass sich Beschäftigte im Gesundheitswesen in Zeiten von Burnout und Fachkräftemangel eine höhere Lebensqualität wünschen.
Einzelhandel, Hotel- und Gaststättengewerbe
Diese systemrelevanten Mitarbeiter:innen wünschen sich berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in ihren Unternehmen – und wären sogar bereit, Zugeständnisse in Bezug auf ihre Zufriedenheit zu machen.
Technologie
Beschäftigte in der Tech-Branche wünschen sich mehr Arbeitsplatzsicherheit und Klarheit in Bezug auf ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, da die Branche in letzter Zeit viele Entlassungen verzeichnet hat.
Das sagt Jennifer Shappley, VP Global Talent Acquisition, LinkedIn
Obwohl sich der Arbeitsmarkt weiter verändert, hinterfragen Beschäftigte nach wie vor, warum, wo und wie sie arbeiten möchten. Daten zeigen, dass Arbeitnehmer:innen besonders großen Wert auf drei Aspekte legen, die mittlerweile praktisch unveränderlich sind. Arbeitnehmer:innen haben grundlegende Bedürfnisse und erwarten, dass ihr Arbeitgeber diese ernst nimmt. Meiner Ansicht nach sollten Unternehmen und Führungskräfte insbesondere berücksichtigen, dass Flexibilität für Beschäftigte zum Standard geworden ist.
Wenn sich Unternehmen erst einmal um die Grundbedürfnisse kümmern, können sie im nächsten Schritt überlegen, wie sie Kandidat:innen und Mitarbeiter:innen dazu bewegen, für sie zu arbeiten (oder zu bleiben), statt sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Die Menschen erwarten heute, dass ihr Arbeitgeber ihre Werte teilt.
Jennifer Shappley rät Personalverantwortlichen:
Damit Arbeitnehmer:innen beurteilen können, ob ein Unternehmen ihre Werte teilt, müssen Arbeitgeber diese klar kommunizieren. Das bedeutet, die eigene Arbeitgebermarke strategisch auszurichten – für Ihre Kandidat:innen und Ihre Mitarbeiter:innen. Sie möchten wissen, wie es ist, für Ihr Unternehmen zu arbeiten und ob das ihren Vorstellungen entspricht.
Trends bei Personalentwicklung und interner Mobilität
In Unternehmen, die ihre Mitarbeiter:innen weiterbilden, ist die Personalbindung höher
Im Durchschnitt ist die Bindungsquote in Unternehmen, die ihren Beschäftigten Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, nach 3 Jahren Unternehmenszugehörigkeit ca. 7 % höher.(6)
Das sagt Teuila Hanson, Chief People Officer bei LinkedIn
Für mich ist diese Erkenntnis ein weiterer Beleg dafür, dass von einer kompetenzbasierten Personalstrategie (die Unternehmensbedarfe und Kompetenzen der Kandidat:innen zusammenbringt) Mitarbeiter:innen und Unternehmen profitieren.
Arbeitnehmer:innen wünschen sich schon seit Langem eine Tätigkeit, bei der sie ihre Kompetenzen einbringen oder ausbauen können. Jetzt sehen wir, dass sie länger im Unternehmen bleiben, wenn wir ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Mir ist bewusst, dass viele von uns gerade mit den Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit und den Schwankungen auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass wir langfristig nur erfolgreich sein können, wenn wir unsere Unternehmen kompetenzbasiert ausrichten. Wenn wir wissen, über welche Kompetenzen das Unternehmen verfügt bzw. welche es braucht, können wir unsere Mitarbeiter:innen gezielt weiterbilden. Dadurch erfüllen wir einerseits das Bedürfnis der Unternehmen nach mehr Agilität und anderseits den Wunsch der Beschäftigten nach Entwicklung und Veränderung.
Teuila Hanson rät Personalverantwortlichen:
Eine kompetenzbasierte Personalstrategie zu entwickeln, klingt erst einmal sehr aufwendig. Doch die Daten zeigen, dass bereits jeder kleine Schritt eine Verbesserung bewirken kann. Auch wenn Sie vielleicht mit unternehmensweiten Maßnahmen beschäftigt sind, sollten Sie nicht unterschätzen, welche positiven Auswirkungen bereits die Weiterbildung einer kleinen Gruppe von Mitarbeiter:innen auf das Geschäftsergebnis haben kann.
Methodik
(1) Die LinkedIn Hiring Rate (Einstellungsrate) bezieht sich auf die Anzahl der LinkedIn Mitglieder, die im Monat ihrer Neuanstellung einen neuen Arbeitgeber zu ihrem Profil hinzugefügt haben, geteilt durch die Gesamtzahl der LinkedIn Mitglieder in diesem Land. Da wir nur die aktuellsten Informationen auswerten, können wir Vergleiche auf monatlicher Basis durchführen und mögliche Verzögerungen bei der Aktualisierung von Mitgliederprofilen infolge einer Neuanstellung berücksichtigen.
* = saisonal bereinigt
(2) *Weitere Informationen finden Sie in den Talent Trends vom Oktober 2022.
Alle Daten spiegeln die Gesamtaktivität der LinkedIn Mitglieder weltweit ab Februar 2023 wider. Unter „interner Mobilität“ verstehen wir den Zeitpunkt, zu dem ein:e Mitarbeiter:in eine neue Stelle im selben Unternehmen antritt (durch Beförderung oder horizontalen Wechsel). Um die interne Mobilität zu berechnen, haben wir zunächst das Eintrittsdatum für externe und interne Stellenwechsel betrachtet, die in den vergangenen 12 Monaten in Unternehmen mit mehr als 100 Stellenwechseln insgesamt erfolgt sind, und anschließend die mittlere interne Mobilitätsrate nach Branche ermittelt. Diesen Wert haben wir dann mit der mittleren internen Mobilitätsrate für Stellenwechsel verglichen, die in den 12 Monaten davor stattgefunden haben. Zum Schluss haben wir die jährliche prozentuale Veränderung der internen Mobilitätsraten weltweit nach Branchen ermittelt.
(3) Quelle: LinkedIn Marktforschung
Im Zeitraum 3. Dezember 2022 bis 10. März 2023 haben mehr als 56.000 angestellte LinkedIn Mitglieder die Frage beantwortet: „Welche der folgenden Aussagen beschreibt Ihre derzeitige Einstellung zu Ihrer beruflichen Tätigkeit am besten? In den nächsten 6 Monaten ...“. Dabei konnten sie aus sechs Antwortoptionen wählen. Für diese Analyse haben wir die Anzahl der Beschäftigten, die „planen/hoffen, ihren Job bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu beenden“ mit der Anzahl der Beschäftigten verglichen, die „planen/hoffen, eine neue Stelle bei demselben Arbeitgeber anzutreten“. Die Ergebnisse der Online-Befragung des Workforce Confidence Index (WCI) von LinkedIn beschreiben die Welt, wie sie sich aus Sicht der LinkedIn Community darstellt. Abweichungen zwischen der LinkedIn Community und der gesamten Marktpopulation werden nicht berücksichtigt.
(4) Alle Daten spiegeln die Gesamtaktivität der LinkedIn Mitglieder ab Februar 2023 wider. Wir haben „interne Mobilität“ als den Zeitpunkt definiert, zu dem ein:e Mitarbeiter:in innerhalb der vergangenen 12 Monate bis einschließlich Ende Februar 2023 eine neue Stelle im selben Unternehmen angetreten hat. Zur Berechnung der internen Mobilitätsraten haben wir ausschließlich Unternehmen mit mehr als 100 Stellenwechseln berücksichtigt und die mittlere Rate ermittelt.
(5) Die Prioritäten der Kandidat:innen basieren auf der monatlichen LinkedIn Talent Drivers Umfrage, bei der Mitglieder weltweit befragt werden.
(6) Die Ergebnisse basieren auf einer LinkedIn Umfrage in mehr als 25.000 Unternehmen mit über 500 Beschäftigten in 20 Ländern im Jahr 2022. Berücksichtigt wurden Faktoren, die mit einer Unternehmenszugehörigkeit von 3 Jahren in Verbindung gebracht werden können.
Haben Sie Fragen? Kommentare? Feedback? Unser Redakteur Kris Kitto ist für Sie da
In unserem Blog finden Sie weitere Trends und Einblicke zu Personalentwicklung.