Alles, was Sie über die Employer Value Proposition wissen müssen
Was ist die Employer Value Proposition?
Arbeitgeber sollten heutzutage Alleinstellungsmerkmale haben – als Mehrwert für potenzielle Bewerber:innen und die bestehenden Mitarbeiter:innen. Die sogenannte Employer Value Proposition (EVP) oder Employee Value Proposition beantwortet eine wesentliche Frage: Was zeichnet Ihr Unternehmen aus und macht es einzigartig? Denn Employer Value Proposition meint auf Deutsch etwa das Wertversprechen oder Nutzenversprechen für Angestellte.
Finanzielle Aspekte wie ein vergleichbar hohes Grundgehalt oder attraktive Bonuszahlungen sowie andere materielle Benefits sind nur die Grundlage einer EVP. Sehr viel wichtiger sind die Kultur, Ideale und Werte von Unternehmen – beispielsweise ein angenehmes Arbeitsklima, die digitale Ausrichtung, allgemeine Entwicklungschancen und eine gute Work-Life-Balance.
Unterschied zwischen Employer Branding und Employer Value Proposition
Die Definition von Employer Value Proposition korreliert mit dem Employer Branding. Während Erstere beschreibt, wie sich Unternehmen identifizieren und wahrgenommen werden möchten, trägt das Employer Branding dieses angestrebte Image nach außen.
EVP und Employer Branding sind daher keine Synonyme. Doch sie ergänzen sich als Leitbild und kommunizierte Arbeitgebermarke unmittelbar. Dabei fokussieren Verantwortliche diese drei Fragen:
• Welche Grundsätze vertreten wir als Unternehmen?
• Wie können wir diese Werte im Arbeitsalltag leben?
• Wie vermitteln wir die Vision in öffentlichen Botschaften?
Zu den Verantwortlichen zählen Personaler:innen und andere Abteilungen, denn Employee Value Proposition und HR hängen beispielsweise ebenso zusammen wie EVP und Marketing.
Employer Value Proposition: Bedeutung
Viele Unternehmen befinden sich in einem sehr wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt – sie müssen nicht nur ihre Kund:innen überzeugen, sondern auch potenzielle und vorhandene Mitarbeiter:innen. Das rückt HR deutlicher in den Fokus, denn ein effizientes Recruiting basiert heute auf einer EVP, die das gewünschte Personal optimal anspricht, zufriedenstellt und bindet.
Die Bedingungen eines Bewerbungsprozesses haben sich teilweise verschoben. Früher konnten Unternehmen oft aus mehreren Kandidat:innen wählen, heute ist es hingegen meist umgekehrt: Hoch qualifizierte Talente sind wegen des Fachkräftemangels gefragter denn je.
Umso wichtiger sind ein positiver Ruf und ein überzeugendes Image. Wenn sich Arbeitgeber nicht klar positionieren, verlieren sie im Wettkampf um Talente schnell an Reiz. Deshalb ist eine passende, realistische und gut kommunizierte Employer Value Proposition unumgänglich.
Vorteile einer Employer Value Proposition
Eine starke EVP kann ein gewinnbringender Talentmagnet sein, denn heutige High Potentials sind oft in einer sehr komfortablen Situation, in der sie aus verschiedenen Optionen wählen. Daher gilt: Je besser sich Kandidat:innen mit den Unternehmenswerten identifizieren können, desto eher bewerben sie sich.
Darüber hinaus können sich folgende Vorteile ergeben, die auch für Personaler:innen essenziell sind:
• Talente binden
• Fluktuation reduzieren
• Recruitingkosten verringern
• Motivation verbessern
• Zufriedenheit steigern
• Leistung optimieren
• Businessziele erreichen
• Wettbewerb dominieren
Die Vorteile einer authentischen Employer Value Proposition wirken nach außen und im Sinne der Mitarbeiterbindung ebenso nach innen – bis hin zu ehemaligen Angestellten, die sich als Fürsprecher:innen positionieren und Ihr Unternehmen weiterempfehlen. Doch das funktioniert nur, wenn Arbeitgeber die vermittelten Werte konsequent leben.
Die wichtigsten EVP-Beispiele
Wenn Unternehmen nachhaltig wachsen möchten, müssen sie mitarbeiterzentriert denken und handeln. Demnach ist die EVP für das gesamte Business ein wertvoller strategischer Baustein, um glaubwürdig, wettbewerbsfähig und langfristig erfolgreich zu sein.
Die EVP entsteht nicht am Reißbrett, sondern ist ein strategisches Instrument, das sich fundiert mit den wahrheitsgetreuen unternehmerischen Kerneigenschaften auseinandersetzt.
Trotzdem können sich Personaler:innen und andere Verantwortliche neben der Vergütung an unterschiedlichen Dimensionen und relevanten Aspekten orientieren, die für eine Employer Value Proposition typisch sind:
Arbeitsort: modernes Equipment, attraktiver Einrichtungsstil, flexible Homeofficeregeln, gute Lichtverhältnisse, faire Raumaufteilung im Büro, Chill-out-Bereiche
Gesundheit: Work-Life-Balance, betriebliche Altersvorsorge und Gesundheitsleistungen, Sport- und Freizeitangebote, Schulungen zum Stressmanagement, frisches Obst
Sicherheit: unbefristete Arbeitsverträge, kontinuierliches Wachstum, mindestens gute und bestenfalls führende Marktposition, guter Ruf, wirtschaftliche Stabilität
Karriere: gute Entwicklungs- und Aufstiegschancen, persönliche Förderung, kostenlose Fortbildungen, regelmäßige Workshops, Mentorenprogramme, Innovationsfokus
Kultur: flache Hierarchien, Teamarbeit, konstruktiver Führungsstil, gute Feedbackkultur, Chancengleichheit, Diversität, Nachhaltigkeit, integratives Arbeitsumfeld
Die einzelnen Aspekte sind gängige EVP-Beispiele. Weil das Thema so bedeutend ist, bietet es sich aber an, noch detaillierter vorzugehen, um eine einmalige, kohärente Arbeitgebermarke zu kreieren und zu vermarkten.
Tipps: Schauen Sie auf Ihre Mitbewerber, um sich gezielt abzugrenzen, und lassen Sie sich von Best-Practice-Beispielen inspirieren. Auch die jeweilige Generation als arbeitssuchende Zielgruppe und aktuelle Markttrends sind wichtig. Aber beanspruchen Sie keine Werte, die nicht zu Ihrer Unternehmenskultur, Ihren Produkten oder Dienstleistungen passen.
So entwickeln Sie eine erfolgreiche EVP
Je einzigartiger die EVP ist, desto besser. Daher peilen viele Unternehmen eine sogenannte Unique Employer Value Proposition an. Doch Sie müssen nicht das eine Alleinstellungsmerkmal finden, das Sie als Arbeitgeber von allen anderen abhebt – das gibt es normalerweise auch nicht.
Eine optimale Employer Value Proposition ist homogen, denn widersprüchliche Eindrücke schrecken potenzielle Bewerber:innen ab. Deshalb müssen Sie die Mission, Vision und Werte Ihres Unternehmens verinnerlichen und die Wertversprechen für Ihre Mitarbeiter:innen davon ableiten.
Sie sollten eine EVP nicht grundlegend ändern – das wirkt wenig vertrauensvoll. Doch Sie können die Employer Value Proposition hinterfragen, bewerten und je nach Zielgruppen- und Marktentwicklung justieren.
Tipp: Holen Sie sich Feedback direkt von Ihren Bewerber:innen und Mitarbeiter:innen, denn sie können von echten Erfahrungen berichten. Möglicherweise ist Ihre Employer Value Proposition noch nicht ideal und Sie entdecken dadurch wertvolle Potenziale.
So kann ein EVP-Prozess aussehen
Welche authentischen unternehmerischen Wertversprechen passen so gut zueinander, dass sie ein harmonisches Image bilden? Um das zu beantworten, sollten Manager:innen, HR-Verantwortliche und Marketingprofis zusammenarbeiten und auch das Personal einbeziehen.
Dafür bieten sich diese rudimentären Prozessschritte an:
1. Sekundärforschung
2. Mitarbeiterumfragen
3. Datenanalyse
4. EVP-Ermittlung
5. Priorisierung
6. EVP-Definition
Jetzt haben Sie die theoretische Grundlage entwickelt, um die gegenwärtige Praxis und Ihre unternehmerische Zukunftsperspektive möglichst positiv zu gestalten.
EVP im Employer Branding vermarkten
Wenn Unternehmen ihre Employer Value Proposition definiert haben, müssen sie sie in die Außendarstellung integrieren. Dafür empfehlen sich Methoden wie:
• Stellenausschreibungen
• Karrierewebseiten
• Social-Media-Kampagnen
• Recruitingvideos
• Best Practices
• Jobmessen
Auch die Sprache muss exakt zur EVP passen – wenn sich ein Unternehmen beispielsweise als jung, dynamisch und modern bezeichnet, die Texte aber steif und durchgehend seriös klingen, entsteht ein Ungleichgewicht.
Seien Sie transparent, kreativ sowie ehrlich und verstehen Sie die EVP als ganzheitliche Disziplin – dann erhöhen Sie Ihre Chancen enorm, dass sich auch Toptalente bei Ihnen bewerben.