Laut einer Studie der EU-Kommission haben 40 % aller Unternehmen Probleme, Mitarbeiter:innen mit den notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten zum Beispiel in Bereichen wie Cybersecurity und Cloud Computing zu finden. Doch nicht nur im Hinblick auf den technologischen Bereich fehlt es an den nötigen Kompetenzen, sondern auch in anderen Branchen innerhalb des EU-Raums. Wenn Bewerber:innen nicht über die Skills verfügen, die für die Ausübung bestimmter Rollen notwendig sind, spricht man von einem Skill Gap.
Und diese Qualifikationslücke bringt Probleme für Bewerber:innen und Unternehmen mit sich: Erstere finden keine Jobs, letztere keine neuen Mitarbeiter:innen. Obwohl beide Seiten auf der Suche sind, finden sie nicht zueinander.
Für Unternehmen kann das weitreichende Folgen haben: Fehlende Kompetenzen führen schlussendlich zu einer geringeren Innovationskraft und Produktivität, woraufhin die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Wer am Markt bestehen will, muss mithalten können – in der heutigen Welt wohl noch mehr als jemals zuvor.
Bevor wir uns genauer ansehen, wie Sie qualifizierte Fachkräfte für Ihr Unternehmen gewinnen können, möchten wir detaillierter auf den Skill Gap, sowie die Ursachen und Folgen eingehen.
Was ist ein Skill Gap?
Wie bereits erwähnt, entsteht ein Skill Gap, wenn Bewerber:innen nicht über die Kompetenzen verfügen, die es für eine bestimmte Rolle braucht. Laut McKinsey & Company fehlt es dabei nicht nur an digitalen Skills, sondern es sind viele Branchen betroffen. Dem herstellenden Gewerbe mangelt es an technisch gut ausgebildeten Fachkräften, in der Gesundheitsindustrie fehlen Pflegepersonal und Ärzt:innen und auch Finanz- und Einzelhandelsunternehmen haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen.
Welche Kompetenzen fehlen aber genau? Natürlich können wir hier nun nicht erläutern, welche Programme Software-Entwickler:innen beherrschen sollten und welche Fähigkeiten Mitarbeiter:innen im Einzelhandel für welche POS-Systeme benötigen. Vielmehr möchten wir zunächst den Unterschied zwischen Hard Skills und Soft Skills darstellen.
Hard Skills
Bei den sogenannten Hard Skills geht es um fachspezifische Kompetenzen. Grafik:erinnen müssen sich beispielsweise mit Programmen wie Photoshop auskennen, Automobil-Ingenieur:innen mit der Funktionsweise eines Motors und Pflegepersonal mit dem Legen von Verbänden – um es einfach auszudrücken. Ohne diese Kenntnisse können Mitarbeiter:innen ihren Beruf nicht ausüben.
Soft Skills
Soft Skills umfassen alle Fähigkeiten, die ebenfalls wichtig für einen Beruf sind, aber nichts mit dem spezifischen Fachwissen zu tun haben – zum Beispiel Verhandlungsgeschick bei Vertriebsangestellten, Empathie bei Ärzt:innen oder Problemlösung und Flexibilität bei so gut wie jedem Beruf.
Eine Studie von Deloitte hat ergeben, dass beinahe 70 % der Befragten im EMEA-Raum derzeit Mitarbeiter:innen schulen müssen, um entweder Hard Skills oder Soft Skills (oder beides) auf das Niveau zu bringen, das für ihr Unternehmen notwendig ist.
Bei diesen Zahlen stellt sich natürlich die Frage, warum diese Fähigkeiten überhaupt fehlen? Bei technologischen Entwicklungen hat es natürlich mit der Masse an neuen Lösungen zu tun, die gefühlt täglich auf den Markt kommen. Es ist schlicht unmöglich, all diese neuen Softwares und Anwendungen zu beherrschen. Doch nicht nur dort liegt die Wurzel des Problems.
Warum fehlen Fähigkeiten und Kenntnisse?
In einer sich derart schnell wandelnden Welt gibt es wahrscheinlich Tausend Gründe für den Fachkräftemangel. Lassen Sie uns drei davon näher betrachten:
Bildung
Ob Schule, Universität oder andere Bildungseinrichtungen – oft passt das, was unterrichtet wird, nicht mehr zum tatsächlichen Berufsalltag, wie auch eine Studie des European Center for the Development of Vocational Training bestätigt: Der Lehrplan ist zu theoretisch, um Studierende auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Ein Beispiel liefert die synthetische Biologie, wo die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften unaufhörlich steigt. Studierende sind nach dem Studium zwar theoretisch versiert, allerdings fehlt es in Bereichen wie Bioinformatik, Modellierung und Projektmanagement an praktischem Wissen.
Ein Quick Tipp zur Lösung des Problems: Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Universitäten aus dem gleichen Bereich können alle profitieren – Erstere erhalten neue Einblicke von motivierten Studierenden, die wiederum Praxiserfahrung sammeln können.
Demografischer Wandel
Die sogenannten Babyboomer gehen in den Ruhestand, es kommen aber nicht genügend qualifizierte Fachkräfte nach, die ihre Positionen übernehmen könnten. Besonders in technischen und handwerklichen Berufen ist dies zu spüren. Wo früher noch viele den Weg der Berufsausbildung gegangen sind, liegt der Fokus heute auf Studium, Weiterbildungen und zusätzlichen Ausbildungen.
Ein Quick Tipp zur Lösung des Problems: Stellen Sie sich durch DEI-Bemühungen breiter auf oder rekrutieren Sie Personen, die vielleicht nicht genau über die nötigen Kenntnisse verfügen, aber motiviert sind. Mit rollenspezifischen Weiterbildungen, zum Beispiel durch LinkedIn Learning Solutions, können Sie ihnen genau die Kenntnisse vermitteln, die für diese Position nötig sind.
Neue Erwartungen
Auch hier kommen wieder die technologischen Entwicklungen ins Spiel: Viele Arbeitgeber setzen ein gewisses Maß an technologischem Verständnis voraus, besonders seit der COVID-Pandemie, in der so gut wie jede:r ins Home Office wechselte und über Online-Plattformen arbeitete und mit dem Team kommunizierte. Doch nicht nur von Arbeitgeberseite haben sich die Erwartungen verändert. Laut einer Umfrage von Deloitte haben 42 % aller Millennials bereits Arbeitsplätze verlassen, weil sie sich dort nicht ausreichend weiterbilden konnten.
Ein Quick Tipp zur Lösung des Problems: Achten Sie auf einen attraktiven Arbeitsplatz. Wie, erklären wir Ihnen weiter unten. Zu den Top-Prioritäten zählen aber Weiterbildungsmöglichkeiten: Von ihnen profitieren nicht nur Ihre Mitarbeiter:innen, sondern auch Sie, da Sie aktuelle und künftige Skill Gaps direkt schließen können.
Doch wie können Sie Kompetenzlücken überhaupt identifizieren?
Die Skill Gap Analyse
Skill Gaps stoßen eine ganze Kettenreaktion negativer Auswirkungen an: Mitarbeiter:innen, die über die nötigen Kompetenzen verfügen, sind überarbeitet. Das erhöht nicht nur die Gefahr eines Burnouts, sondern auch die Unzufriedenheit. Daraus ergeben sich eine geringere Produktivität und Innovationskraft, die Wettbewerbsfähigkeit sinkt, Umsätze fallen und das Worst Case Scenario: Das Unternehmen muss seine Türen schließen.
Damit es nicht soweit kommt, identifizieren Sie Kompetenzlücken am besten direkt und handeln entsprechend, entweder durch Weiterbildungen ihrer bestehenden Mitarbeiter:innen oder durch die Rekrutierung optimaler Fachkräfte.
Finden Sie dafür zuerst heraus, an welchen Rollen es in Ihrem Unternehmen fehlt und welche Fähigkeiten und Kompetenzen diese voraussetzen. Sprechen Sie dafür mit denen, die es wissen müssen: Abteilungsleiter:innen und Mitarbeiter:innen. Sollten Sie neue Rollen schaffen, können Sie sich in Fachmagazinen oder Echtzeitberichten von LinkedIn Talent Insights informieren, zur Konkurrenz blicken oder externe Expert:innen hinzuziehen.
Wenn es um Hard Skills geht, können Sie auch ausgeklügelte Datenanalyse-Systeme nutzen. Sie prüfen die Daten und Kenntnisse Ihrer Mitarbeiter:innen und finden dabei mögliche Lücken heraus. So können Sie datenbasierte Recruitment-Entscheidungen treffen – ein Trend, der unter Personalmanager:innen immer beliebter wird.
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, um Top-Talente zu gewinnen und an Ihr Unternehmen zu binden.
Den Skill Gap nachhaltig schließen
Wenn Sie unter den 40 % der Unternehmen sind, die Probleme haben, qualifizierte Fachkräfte für bestimmte Rollen zu finden, haben wir nun sieben Tipps für Sie, mit denen Sie den Skill Gap nachhaltig schließen können.
Attraktiver Arbeitsplatz
Wie vorher bereits erwähnt sollte der Arbeitsplatz attraktiv gestaltet sein. Nur so können Sie die Top-Talente gewinnen, die Sie in Ihrem Unternehmen haben möchten … und brauchen. Durch den Fachkräftemangel können sich diese nämlich aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Achten Sie auf ein gutes Image und heben Sie sich von der Konkurrenz ab, und zwar so:
- Entsprechende Vergütung
- Work-Life-Balance
- Flexible Arbeitszeiten
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten
- Eine gute Teamkultur
- Achten Sie auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion – mit diesen Tipps
Innovative Recruitment-Kanäle
Blicken Sie über den Tellerrand hinaus und nutzen Sie innovative und unterschiedliche Kanäle. Am besten suchen Sie dort, wo sich Ihre Wunschkandidat:innen aufhalten: zum Beispiel bei Verbänden, auf Social Media Kanälen, Messen, bei LinkedIn, etc..
Skill Based Hiring
Achten Sie weniger auf akademische Abschlüsse (traditionelles Recruiting), sondern fokussieren Sie sich stattdessen auf die tatsächlichen Hard- und Soft Skills von Kandidat:innen (kompetenzbasiertes Recruiting). Wenn Universität, frühere Arbeitgeber, Herkunft, Geschlecht und Alter keine Rolle spielen, fördern Sie nicht nur die Chancengleichheit, sondern auch einen diversen und dynamischen Arbeitsplatz. So können Sie Innovation und Produktivität in Ihrem Unternehmen vorantreiben – schließlich bringen viele verschiedene Mitarbeiter:innen auch verschiedene Ideen mit.
Praktika
Bauen Sie sich Ihren eigenen Talentpool von der Pike selbst auf. Wie bereits erwähnt, fehlt vielen Studierenden direkt nach dem Abschluss zwar die Praxiserfahrung. Nach jahrelangem Studieren sind das theoretische Wissen aber auf dem Höhepunkt und die Motivation ebenfalls. Auch hier sollten Sie allerdings auf eine faire Vergütung achten und sich ein wenig in Geduld üben – gelingt es Ihnen, können sich aus Praktika langfristige Arbeitsverhältnisse entwickeln.
Arbeitsvermittlung
In Deutschland und Österreich können Sie bei der Suche nach Fachkräften natürlich immer die Bundesagentur für Arbeit bzw. den Arbeitsmarktservice ( AMS) einschalten. Es gibt aber auch andere, spezialisierte Anlaufstellen, die Ihnen bei der Suche helfen können – hören Sie sich dafür am besten in Fachkreisen und Verbänden um. Auch wenn das Ganze mit einer finanziellen Investition verbunden sein kann, dürfen Sie nicht vergessen, dass diese Agenturen Ihnen auch Arbeit abnehmen und genau wissen, wo sie suchen müssen. Kommunizieren Sie vor einer Beauftragung nur ganz klar, wonach Sie suchen und wonach nicht.
Globale Personalgewinnung
Ein weiterer Trend, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist die globale Personalgewinnung. Wenn Remote-Arbeiten für Ihr Unternehmen und in der offenen Position möglich ist, können Sie über Landesgrenzen hinaus blicken. So erweitern Sie nicht nur Ihren Talentpool und gestalten ihn diverser, sondern Sie können auch verschiedene Zeitzonen abdecken. Außerdem bringen Mitarbeiter:innen in anderen Ländern neue Perspektiven und Ideen der entsprechenden Kultur ein, in der sie leben – ein Gewinn für Ihre Innovationskraft.
Weiterbildung
Das Weltwirtschaftsforum hat herausgefunden, dass sich die Mitarbeiter:innenbindung durch Weiterbildungen um 10 % steigern lässt – besonders wenn Sie zusätzliche Fähigkeiten und Kenntnisse an Aufstiegsmöglichkeiten oder Gehaltserhöhungen knüpfen. Durch rollenspezifische Kompetenzentwicklung können Sie mögliche Skill Gaps direkt schließen, ohne neue Mitarbeiter:innen einstellen und anlernen zu müssen. Das ist nicht nur gut für die Teamkultur, sondern spart Ihnen auch jede Menge Zeit und dadurch Kosten ein.
Tatsächlich hat sich die ständige Weiterbildung mittlerweile als Trend etabliert. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Adobe hat innerhalb des Adobe Kickbox Programm beispielsweise alle Mitarbeiter:innen dazu ermutigt, nach Ideen außerhalb ihrer Position zu suchen und ihnen dafür 1.000 USD zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis: der berühmte „Emoji Brush“. Je mehr Raum Mitarbeiter:innen für Weiterbildung erhalten, desto mehr können sie wachsen. Und davon profitieren schlussendlich Sie als Arbeitgeber.
Auf Erfolgskurs dank geschlossener Skill Gaps
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns der Skill Gap wohl noch einige Jahre begleiten wird. Wenn Sie aber am Ball bleiben und aktuelle und künftige Kompetenzlücken direkt schließen, können Sie in Ihrer Branche wettbewerbsfähig bleiben und sie sogar anführen.
Damit das funktioniert, brauchen Sie ein starkes Team an qualifizierten Fachkräften. Mit Hilfe der Tipps in diesem Artikel oder über Plattformen wie LinkedIn Talent Solutions können Sie genau die Top-Talente finden, die Sie für das Wachstum Ihres Unternehmens brauchen.
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